Die Revision des Beklagten gegen das Urteil
des Finanzgerichts Münster vom 9.12.2014 15 K 4571/10 U wird
als unbegründet zurückgewiesen.
Die Kosten des Revisionsverfahrens hat der Beklagte zu tragen.
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I. Die Beteiligten streiten darum, ob
Leistungen des Klägers und Revisionsbeklagten (Kläger) in
den Streitjahren (2004 bis 2006) nach Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst.
g der Sechsten Richtlinie 77/388/EWG des Rates vom 17.5.1977 zur
Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über
die Umsatzsteuern (Richtlinie 77/388/EWG) umsatzsteuerfrei
sind.
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Der Kläger war in den Streitjahren
Mitglied im Verein „...“ e.V. (X-e.V.), der nach §
5 Abs. 1 Nr. 9 des Körperschaftsteuergesetzes wegen
Gemeinnützigkeit von der Körperschaftsteuer befreit war.
Der X-e.V. war in den Streitjahren Mitglied im Paritätischen
Wohlfahrtsverband. Gemäß § 2.1 der Satzung
bezweckte der X-e.V. die Altenhilfe und die Hilfe für
behinderte Menschen mit Hilfebedarf im Gemeinwesen in der
häuslichen Umgebung und in gemeinschaftlichen
Wohnformen.
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Der X-e.V. schloss am 1.9.2005 mit dem
Landschaftsverband Z (Landschaftsverband) gemäß den
§§ 75 ff. des Elften Buchs Sozialgesetzbuch (SGB XI) eine
Vereinbarung für die Wohnbetreuung schwerstbehinderter
Menschen. Die Vereinbarung diente gemäß ihrer
Präambel der Konkretisierung eines ambulanten Rahmenvertrags
gemäß § 79 des Zwölften Buchs Sozialgesetzbuch
(SGB XII). Der X-e.V. wurde ferner aufgrund einer Vereinbarung vom
7.10.2009 mit der Stadt C gemäß § 75 Abs. 3 SGB XII
tätig. Die Vereinbarung legte fest, welche „andere
Verrichtungen“ i.S. des § 61 SGB XII der X-e.V. mit dem
Ziel ausführte, dem betreuten Personenkreis einen Verbleib in
der häuslichen Umgebung zu sichern und einen Heimaufenthalt zu
vermeiden.
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Die Mitglieder des Vereins boten Hilfe,
u.a. die Dienstleistung eines ISB (individueller Service für
Menschen mit Behinderungen) gemäß den
Rahmenvereinbarungen des Fünften Buchs Sozialgesetzbuch, des
SGB XI und des SGB XII mit dem Hinweis an, dass die Leistungen mit
den unterschiedlichen Kostenträgern abrechnungsfähig
seien.
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Der Kläger, der keine Ausbildung zur
Pflegefachkraft nach § 71 Abs. 3 SGB XI besitzt, rechnete
gegenüber dem X-e.V. u.a. von ihm erbrachte Leistungen der
Eingliederungshilfen (EGH) und seine Teilnahmen (Begleitungen) an
ISB-Fahrten ab. Tätig wurde der Kläger dabei aufgrund
vertraglicher Beziehungen zwischen den Betreuten und dem X-e.V.
Vertragliche Beziehungen zwischen dem Kläger und den betreuten
Personen bestanden nicht. Der X-e.V. stellte die vom Kläger
ausgeführten Leistungen den Sozialversicherungsträgern
vertragsgemäß in Rechnung.
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Der Beklagte und Revisionskläger (das
Finanzamt - FA - ) vertrat im Anschluss an eine beim Kläger
durchgeführten Außenprüfung die Auffassung, die
Leistungen des Klägers an den X-e.V. seien weder nach § 4
Nr. 16 Buchst. e des Umsatzsteuergesetzes (UStG) a.F. noch nach
§ 4 Nr. 18 UStG steuerfrei. Eine Steuerbefreiung könne
auch nicht aus Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst. g der Richtlinie
77/388/EWG noch aus Art. 132 Abs. 1 Buchst. g der Richtlinie
2006/112/EG des Rates vom 28.11.2006 über das gemeinsame
Mehrwertsteuersystem (MwStSystRL) abgeleitet werden.
Gemäß dem Urteil des Bundesfinanzhofs (BFH) vom
8.11.2007 V R 2/06 (BFHE 219, 428, BStBl II 2008, 634 = SIS 08 10 21) seien die Vereinsmitglieder keine anerkannte soziale
Einrichtung i.S. der Richtlinie 77/388/EWG, weil sie nicht
Vertragspartner der Sozialhilfeträger seien.
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Das FA erließ gegenüber dem
Kläger am 19.4.2010 entsprechende Umsatzsteuer-Jahresbescheide
für die Streitjahre. Der Einspruch des Klägers blieb
erfolglos (Einspruchsentscheidung vom 10.11.2010).
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Das Finanzgericht (FG) gab der Klage, mit
der der Kläger geltend gemacht hatte, er sei kein Unternehmer,
jedenfalls seien alle seine Leistungen umsatzsteuerfrei, nur
hinsichtlich der EGH- und ISB-Leistungen statt und wies sie im
Übrigen ab. Sein Urteil ist in EFG 2015, 508 = SIS 15 04 41
veröffentlicht.
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Hiergegen richtet sich die Revision des FA,
mit der es die Verletzung von Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst. g der
Richtlinie 77/388/EWG rügt.
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Es macht geltend, der Kläger sei keine
„Einrichtung mit sozialem Charakter“. Die Auffassung
des FG stehe in Widerspruch zum BFH-Urteil vom 8.8.2013 V R 8/12
(BFHE 242, 548, BFH/NV 2014, 119 = SIS 13 30 68). Eine
Tätigkeit als Subunternehmer und eine mittelbare Kostentragung
reichten danach für eine Anerkennung als Einrichtung mit
sozialem Charakter nicht aus. Der Hinweis des FG auf die
BFH-Urteile vom 22.4.2004 V R 1/98 (BFHE 205, 514, BStBl II 2004,
849 = SIS 04 27 51) und vom 8.6.2011 XI R 22/09 (BFHE 234, 448,
BFH/NV 2011, 1804 = SIS 11 27 64) greife nicht durch.
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Das FA beantragt, die Vorentscheidung
aufzuheben und die Klage abzuweisen.
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Der Kläger beantragt, die Revision als
unbegründet zurückzuweisen.
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Er verteidigt die angefochtene
Vorentscheidung. Die Kosten für die Leistungen des
Klägers seien gemäß § 77 SGB XI
übernehmbar.
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II. Die Revision des FA ist unbegründet;
sie ist deshalb zurückzuweisen (§ 126 Abs. 2 der
Finanzgerichtsordnung - FGO - ).
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1. Zwischen den Beteiligten besteht aufgrund
der tatsächlichen Feststellungen des FG, die von keinem
Beteiligten mit Verfahrensrügen angegriffen worden sind, zu
Recht kein Streit darüber, dass der Kläger als
Unternehmer i.S. von § 2 Abs. 1 UStG an den X-e.V. steuerbare
Leistungen im Rahmen seines Unternehmens erbracht hat. Insbesondere
hat der Kläger nach den tatsächlichen Feststellungen des
FG ein Unternehmerrisiko getragen und war nicht unselbständig
i.S. des § 2 Abs. 2 Nr. 1 UStG (vgl. dazu allgemein
BFH-Urteile vom 14.4.2010 XI R 14/09, BFHE 230, 245, BStBl II 2011,
433 = SIS 10 26 99, Rz 20 ff.; vom 11.11.2015 V R 3/15, BFH/NV
2016, 795 = SIS 16 07 45, Rz 20 f.; vom 22.6.2016 V R 46/15, BFHE
254, 272, BFH/NV 2016, 1530 = SIS 16 17 69, Rz 19 f.).
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2. Ebenfalls zu Recht stellen beide Beteiligte
die Auffassung des FG nicht in Frage, dass die Voraussetzungen
für eine Steuerbefreiung nach nationalem Recht in den
Streitjahren nicht gegeben waren.
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a) § 4 Nr. 18 UStG kommt schon deshalb
nicht in Betracht, weil der Kläger kein Mitglied eines
anerkannten Verbandes der freien Wohlfahrtspflege i.S. des §
23 der Umsatzsteuer-Durchführungsverordnung ist (vgl.
BFH-Urteil vom 1.12.2010 XI R 46/08, BFHE 232, 232, BFH/NV 2011,
712 = SIS 11 05 50, Rz 17; s. auch BFH-Urteil vom 18.8.2015 V R
13/14, BFHE 251, 282, BFH/NV 2015, 1784 = SIS 15 23 06, Rz 9).
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b) Auch greift die Steuerbefreiung des §
4 Nr. 16 Buchst. e UStG a.F. (vgl. dazu BFH-Urteile vom 24.1.2008 V
R 54/06, BFHE 221, 391, BStBl II 2008, 643 = SIS 08 14 83; vom
30.7.2008 XI R 61/07, BFHE 222, 134, BStBl II 2009, 68 = SIS 08 39 08, unter II.1.b, Rz 12 ff.) nicht ein; denn der Kläger
betrieb nach den tatsächlichen Feststellungen des FG keine
Einrichtung zur ambulanten Pflege kranker bzw.
pflegebedürftiger Personen.
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c) Leistungen i.S. des § 4 Nr. 14 bzw.
§ 4 Nr. 16 Buchst. b oder d UStG a.F. hat der Kläger der
Sache nach nicht ausgeführt.
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3. Zutreffend hat das FG entschieden, dass
sich der Kläger aber für seine ISB- und EGH-Leistungen
erfolgreich auf Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst. g der Richtlinie
77/388/EWG berufen kann.
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a) Nach Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst. g der
Richtlinie 77/388/EWG (jetzt: Art. 132 Abs. 1 Buchst. g MwStSystRL)
befreien die Mitgliedstaaten eng mit der Sozialfürsorge und
der sozialen Sicherheit verbundene Dienstleistungen und Lieferungen
von Gegenständen, einschließlich derjenigen, die durch
Altenheime, Einrichtungen des öffentlichen Rechts oder andere
von dem betreffenden Mitgliedstaat als Einrichtungen mit sozialem
Charakter anerkannte Einrichtungen bewirkt werden. Es muss sich
nach dem Wortlaut der Richtlinie um eng mit der Sozialfürsorge
und der sozialen Sicherheit verbundene Dienstleistungen handeln (s.
dazu b) und der Leistende muss eine Einrichtung des
öffentlichen Rechts oder als Einrichtung mit sozialem
Charakter anerkannt sein (s. dazu c).
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b) Zu Recht hat das FG (nur) die ISB- und
EGH-Leistungen des Klägers als eng mit der Sozialfürsorge
und der sozialen Sicherheit verbundene Dienstleistungen
angesehen.
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aa) Zu den eng mit der Sozialfürsorge und
der sozialen Sicherheit verbundene Dienstleistungen und Lieferungen
von Gegenständen gehören insbesondere Leistungen der
ambulanten Pflege (vgl. Urteil des Gerichtshofs der
Europäischen Union - EuGH - Zimmermann vom 15.11.2012 C-174/11, EU:C:2012:716, UR
2013, 35 = SIS 13 02 30, Rz 24), namentlich die
hauswirtschaftliche Versorgung (vgl. EuGH-Urteil Kügler vom 10.9.2002 C-141/00, EU:C:2002:473, UR
2002, 513 = SIS 02 97 10, Rz 44; BFH-Urteil vom 18.1.2005 V R
99/01, BFH/NV 2005, 1392 = SIS 05 32 93, unter II.2.g, Rz
25), das Einkaufen, Kochen, Reinigen der Wohnung und das
Waschen der Kleidung (vgl. BFH-Urteil in BFHE 205, 514, BStBl II
2004, 849 = SIS 04 27 51, unter II.2.a, Rz 36), die Gestellung
einer Haushaltshilfe (vgl. BFH-Urteil in BFHE 222, 134, BStBl II
2009, 68 = SIS 08 39 08, unter II.1.b, Rz 13), Leistungen der
Kinderbetreuung (vgl. EuGH-Urteil Kinderopvang Enschede vom 9.2.2006 C-415/04,
EU:C:2006:95, BFH/NV 2006, Beilage 3, 256 = SIS 06 14 58, Rz 27),
Legasthenie-Behandlungen im Rahmen der Eingliederungshilfe (vgl.
BFH-Urteile vom 18.8.2005 V R 71/03, BFHE 211, 543, BStBl II 2006,
143 = SIS 06 01 79, unter II.2.d cc (1), Rz 48; vom 1.2.2007 V R
34/05, BFH/NV 2007, 1201 = SIS 07 16 40, unter II.2.g, Rz 28) oder
Betreuungsleistungen (vgl. BFH-Urteile vom 17.2.2009 XI R 67/06,
BFHE 224, 183, BStBl II 2013, 967 = SIS 09 10 06; vom 25.4.2013 V R
7/11, BFHE 241, 475, BStBl II 2013, 976 = SIS 13 20 29, Rz 17; vom
16.10.2013 XI R 19/11, BFH/NV 2014, 190 = SIS 14 00 45).
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Die Gestellung von
Personal hingegen ist keine mit der Sozialfürsorge und
der sozialen Sicherheit eng verbundene Dienstleistung (vgl.
BFH-Beschluss vom 22.7.2015 V R 20/12, UR 2015, 877, Rz 3;
BFH-Urteil vom 14.1.2016 V R 56/14, BFH/NV 2016, 792 = SIS 16 07 43, Rz 18; jeweils m.w.N.). Es spielt insoweit weder eine Rolle,
dass die betreffenden Arbeitnehmer Pflegekräfte sind, noch,
dass diese anerkannten Pflegeeinrichtungen zur Verfügung
gestellt werden (vgl. EuGH-Urteil „go fair“ Zeitarbeit vom 12.3.2015 C-594/13, EU:C:2015:164, UR
2015, 351 = SIS 15 06 04, Rz 28). Ebenfalls steuerpflichtig sind
allgemeine Geschäftsführungs- und
Verwaltungsleistungen (vgl. BFH-Urteil vom 23.7.2009 V R 93/07,
BFHE 226, 435, BStBl II 2015, 735 = SIS 09 33 09, Rz 34).
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bb) Nach § 1
Abs. 1 des Ersten Buchs Sozialgesetzbuch (Allgemeiner Teil des
Sozialgesetzbuchs) soll das Recht zur Verwirklichung sozialer
Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit Sozialleistungen
einschließlich sozialer und erzieherischer Hilfe gestalten.
Leistungen, die auf der Grundlage des SGB erbracht werden, werden
deshalb oftmals eng mit der sozialen Fürsorge oder der
sozialen Sicherheit verbunden sein (vgl. allgemein BFH-Urteil in
BFHE 211, 543, BStBl II 2006, 143 = SIS 06 01 79, unter II.2.d cc
(1), Rz 48), wobei sich jedoch Überschneidungen mit anderen
Steuerbefreiungen ergeben können (vgl. z.B. EuGH-Urteil
Kügler, EU:C:2002:473, UR 2002, 513 = SIS 02 97 10, Rz 44, zu
Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst. c der Richtlinie 77/388/EWG;
BFH-Urteile vom 6.4.2016 V R 55/14, BFHE 253, 466, BFH/NV 2016,
1126 = SIS 16 10 17, Rz 25, zu Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst. h der
Richtlinie 77/388/EWG; vom 5.6.2014 V R 19/13, BFHE 245,
433, BFH/NV 2014, 1687 = SIS 14 21 81, Rz 25, zu Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst. i und j der Richtlinie
77/388/EWG).
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cc) Nach diesen
Grundsätzen sind im Streitfall, wie das FG (Urteil, S. 28, Rz
35) zutreffend angenommen hat, die vom Kläger erbrachten
„ISB“- und
„EGH“-Leistungen eng mit der
Sozialfürsorge und der sozialen Sicherheit verbundene
Dienstleistungen i.S. des Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst. g der
Richtlinie 77/388/EWG; denn sie umfassen
den Bereich „individueller Service für
Menschen mit Behinderungen“ und
„Eingliederungshilfe“, bezüglich derer
das FG weiter festgestellt hat, dass sie
auf Grundlage des § 36 SGB XI und der §§ 39, 45 SGB
XI, § 53 SGB XII erbracht wurden.
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c) Die Annahme des
FG, der Kläger sei eine vom Mitgliedstaat Deutschland
anerkannte Einrichtung mit sozialem Charakter, ist ebenso frei von
Rechtsfehlern.
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aa) Der
Begriff „Einrichtung“ ist grundsätzlich
weit genug, um auch natürliche Personen (vgl. EuGH-Urteil
Gregg vom 7.9.1999 C-216/97,
EU:C:1999:390, UR 1999, 419 = SIS 00 01 53, Rz 21) und
private Einheiten mit Gewinnerzielungsabsicht (vgl. dazu
EuGH-Urteile Kingscrest Associates und
Montecello vom 26.5.2005 C-498/03, EU:C:2005:322, UR 2005, 453 =
SIS 05 30 13, Rz 35 und 40; MDDP vom 28.11.2013 C-319/12,
EU:C:2013:778, HFR 2014, 177 = SIS 13 32 46, Rz 28 und 31)
zu erfassen.
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bb) Nach den EuGH-Urteilen Kügler
(EU:C:2002:473, UR 2002, 513 = SIS 02 97 10, Rz 54 und 58) und
Zimmermann (EU:C:2012:716, UR 2013, 35 = SIS 13 02 30, Rz 26) legt
der—berufbare—Art. 13 Teil A Abs. 1 Buchst. g der
Richtlinie 77/388/EWG die Voraussetzungen und Modalitäten der
Anerkennung nicht fest. Vielmehr ist es Sache des innerstaatlichen
Rechts jedes Mitgliedstaats, die Regeln aufzustellen, nach denen
Einrichtungen die erforderliche Anerkennung gewährt werden
kann. Dabei haben die nationalen Behörden im Einklang mit dem
Unionsrecht und unter der Kontrolle der nationalen Gerichte die
für die Anerkennung maßgeblichen Gesichtspunkte zu
berücksichtigen. Zu diesen gehören
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- das Bestehen spezifischer Vorschriften, bei
denen es sich um nationale oder regionale Rechts- oder
Verwaltungsvorschriften, Steuervorschriften oder Vorschriften im
Bereich der sozialen Sicherheit handeln kann,
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- das mit den Tätigkeiten des
betreffenden Steuerpflichtigen verbundene Gemeinwohlinteresse,
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- die Tatsache, dass andere Steuerpflichtige
mit den gleichen Tätigkeiten bereits in den Genuss einer
ähnlichen Anerkennung kommen, und
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- die Übernahme der Kosten der fraglichen
Leistungen zum großen Teil durch Krankenkassen oder durch
andere Einrichtungen der sozialen Sicherheit.
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cc)
Allerdings sollen durch Art. 13 Teil A der Richtlinie 77/388/EWG,
wie sich aus dessen Überschrift ergibt,
„bestimmte“ dem Gemeinwohl dienende
Tätigkeiten von der Mehrwertsteuer befreit werden. Durch diese
Vorschrift werden nicht alle dem Gemeinwohl dienenden
Tätigkeiten von der Mehrwertsteuer befreit, sondern nur
diejenigen, die in ihr einzeln aufgeführt und sehr genau
beschrieben sind (vgl. EuGH-Urteile Kommission/Deutschland vom
20.6.2002 C-287/00, EU:C:2002:388, HFR 2002, 852 = SIS 02 93 22, Rz
45; Horizon College vom 14.6.2007
C-434/05, EU:C:2007:343, BFH/NV 2007, Beilage 4, 389 = SIS 07 34 67, Rz 14; Canterbury Hockey Club und Canterbury Ladies Hockey Club
vom 16.10.2008 C-253/07, EU:C:2008:571, HFR 2009, 87 = SIS 08 43 13, Rz 18; Mìsto Žamberk vom 21.2.2013 C-18/12,
EU:C:2013:95, UR 2013, 338 = SIS 13 11 63, Rz 18; VDP Dental
Laboratory u.a. vom 26.2.2015 C-144/13, C-154/13 und C-160/13,
EU:C:2015:116, UR 2015, 474 = SIS 15 08 39, Rz 45). Folglich kann
nicht jede Person, die eine dem Gemeinwohl dienende Tätigkeit
ausübt, als eine vom Mitgliedstaat anerkannte Einrichtung
angesehen werden; sonst würden die in Art. 13 Teil A der
Richtlinie 77/388/EWG enthaltenen personellen Voraussetzungen der
einzelnen Steuerbefreiungen durch die Rechtsprechung beseitigt.
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31
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dd) Im letztgenannten Fall (4. Spiegelstrich)
der unter bb) aufgezählten Kriterien (Übernahme der Kosten der fraglichen Leistungen
zum großen Teil durch Krankenkassen oder durch andere
Einrichtungen der sozialen Sicherheit) kommt es nicht darauf
an, ob die Kosten im konkreten Fall tatsächlich
übernommen worden sind, sondern es reicht aus, dass sie
übernehmbar sind (vgl. BFH-Urteile in BFHE 205, 514, BStBl II
2004, 849 = SIS 04 27 51, unter II.3.c, Rz 66 f.; in BFHE 211, 543,
BStBl II 2006, 143 = SIS 06 01 79, unter II.2.d cc (2), Rz 52; in
BFHE 221, 391, BStBl II 2008, 643 = SIS 08 14 83, unter II.2.a bb,
Rz 42; in BFHE 242, 548, BFH/NV 2014, 119 = SIS 13 30 68, Rz 40; in
BFHE 232, 232, BFH/NV 2011, 712 = SIS 11 05 50, Rz 34; in BFHE 234,
448, BFH/NV 2011, 1804 = SIS 11 27 64, Rz 38; vom 29.7.2015 XI R
35/13, BFHE 251, 91, BStBl II 2016, 797 = SIS 15 22 54, Rz 23; vom
18.2.2016 V R 46/14, BFHE 253, 421, BFH/NV 2016, 1120 = SIS 16 09 18, Rz 30).
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32
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Eine Kostenübernahme, die nicht aufgrund
einer der vom EuGH als für eine Anerkennung tauglich
aufgeführten Regelung (vgl. BFH-Urteil in BFHE 253, 421,
BFH/NV 2016, 1120 = SIS 16 09 18, Rz 43) oder lediglich
nachträglich nach Einzelfallprüfung (vgl. BFH-Beschluss
vom 26.1.2012 V R 52/10, BFH/NV 2012, 817 = SIS 12 10 87, Rz 4)
erfolgt, reicht aber nicht aus.
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ee) Die unter bb)
genannten Kriterien müssen nicht kumulativ vorliegen (vgl.
BFH-Urteile in BFHE 241, 475, BStBl II 2013, 976 = SIS 13 20 29, Rz
28; in BFHE 253, 466, BFH/NV 2016, 1126 = SIS 16 10 17, Rz 37). Die
erforderliche Anerkennung kann deshalb nach der ständigen
Rechtsprechung beider Umsatzsteuersenate des BFH allein aus der
Übernahme von übernehmbaren Kosten durch eine
Krankenkasse oder andere Einrichtung der sozialen Sicherheit
abgeleitet werden (vgl. BFH-Urteile in BFHE 205, 514, BStBl II
2004, 849 = SIS 04 27 51, unter II.3.c, Rz 66; in BFHE 211, 543,
BStBl II 2006, 143 = SIS 06 01 79, unter II.2.d cc (3), Rz 53; vom
21.3.2007 V R 28/04, BFHE 217, 59, BStBl II 2010, 999 = SIS 07 23 55, Rz 34; in BFHE 219, 428, BStBl II 2008, 634 = SIS 08 10 21,
unter II.2.b cc, Rz 41; in BFHE 221, 391, BStBl II 2008, 643 = SIS 08 14 83, Rz 43; vom 26.11.2014 XI R 25/13, BFH/NV 2015, 531 = SIS 15 05 64, Rz 39; in BFHE 251, 91, BStBl II 2016, 797 = SIS 15 22 54, Rz 23).
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34
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ff) Im Streitfall
folgt, wie das FG zu Recht angenommen hat, die erforderliche
Anerkennung des Klägers als Einrichtung mit sozialem Charakter
aus § 77 SGB XI (vgl. BFH-Urteil in BFHE 251, 282, BFH/NV
2015, 1784 = SIS 15 23 06, Rz 17 und 20). Nach § 77 Abs. 1
Satz 1 SGB XI in seiner in den Streitjahren 2004 bis 2006 geltenden
Fassung konnten die Pflegekassen zur „Sicherstellung der
häuslichen Pflege und hauswirtschaftlichen
Versorgung ... einen
Vertrag mit einzelnen geeigneten Pflegekräften
schließen, soweit und solange eine Versorgung nicht durch
einen zugelassenen Pflegedienst gewährleistet werden
kann“.
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35
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Unerheblich ist
entgegen der Auffassung des FA, dass nach den tatsächlichen
Feststellungen des FG keine vertraglichen Vereinbarungen des
Klägers mit dem Landschaftsverband bzw. der Stadt C bestanden.
Insoweit reicht es aus, dass der X-e.V. nach den tatsächlichen
Feststellungen des FG sämtliche Kosten der ISB- und
EGH-Leistungen des Klägers dem Landschaftsverband bzw. der
Stadt C in Rechnung gestellt hat und jene in allen (und damit in
mehr als 40 % der) Fälle(n) sämtliche Kosten mittelbar
getragen haben (s. zur Gewährung der Steuerbefreiung an
Subunternehmer in Fällen der mittelbaren Kostentragung auch
BFH-Urteile in BFHE 253, 466, BFH/NV 2016, 1126 = SIS 16 10 17, Rz
36; in BFHE 254, 272, BFH/NV 2016, 1530 = SIS 16 17 69, Rz 36 und
50 f.; BFH-Beschluss vom 12.12.2013 XI B 88/13, BFH/NV 2014, 550 =
SIS 14 07 34). Soweit die Finanzverwaltung nunmehr in Abschn.
4.16.3 Abs. 2 Satz 2 des Umsatzsteuer-Anwendungserlasses eine
abweichende Auffassung vertritt, ist diese jedenfalls insoweit
nicht zutreffend.
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gg) Auf die
Verhältnisse im Jahr 2003 kommt es für die Streitjahre
nicht an (vgl. BFH-Urteil vom 19.3.2013 XI R 47/07, BFHE 240, 439,
BFH/NV 2013, 1204 = SIS 13 14 54, Rz 37 f.).
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4. Die
Kostenentscheidung folgt aus § 135 Abs. 2 FGO.
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