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Keine Steuerermäßigung für Handwerkerleistungen bei Belastung des Gesellschafterverrechnungskontos des Steuerpflichtigen

Keine Steuerermäßigung für Handwerkerleistungen bei Belastung des Gesellschafterverrechnungskontos des Steuerpflichtigen: 1. Die Steuerermäßigung für Handwerkerleistungen nach § 35 a Abs. 3 EStG kann auch nach der Neufassung der Vorschrift durch das JStG 2008 nur in Anspruch genommen werden, wenn der Rechnungsbetrag auf einem Konto des Leistenden bei einem Kreditinstitut gutgeschrieben wird. - 2. Die Gutschrift des Rechnungsbetrags im Wege der Aufrechnung durch Belastung des Gesellschafterverrechnungskontos des Steuerpflichtigen bei der leistungserbringenden GmbH genügt den gesetzlichen Anforderungen an den Zahlungsvorgang nicht. - Urt.; BFH 9.6.2022, VI R 23/20; SIS 22 14 68

Kapitel:
Privatbereich > Haushaltsnahe Beschäftigungsverhältnisse, haushaltsnahe Dienstleistungen
Fundstellen
  1. BFH 09.06.2022, VI R 23/20 (ECLI:DE:BFH:2022:B.090622.VIR23.20.0)
    BStBl 2022 II S. 666
    DStR 2022 S. 1805

    Anmerkungen:
    zur Veröffentlichung in BStBl II bestimmt nach BMF-Online vom 13.10.2022
    Geserich in StBB 10/2022 S. 7
    S. Geserich in BFH/PR 12/2022 S. 342
    J.H. in StuB 18/2022 S. 715
    B. Kaminski in Stbg 2/2023 S. M 11
    Ch. Levedag in GmbHR 21/2022 S. R 328
    B. Rätke in BBK 20/2022 S. 937
    J. Schiffers in DStZ 20/2022 S. 697
    A. Strecker in NWB 36/2022 S. 2513
Normen
[EStG] § 35 a
Vorinstanz / Folgeinstanz:
  • vor: Thüringer FG, 22.10.2019, SIS 19 20 98, Handwerkerleistung, Steuerermäßigung, Gesellschafter, Verrechnungskonto, Buchführung, Kreditinstitut
Zitiert in... / geändert durch...
  • BFH 20.4.2023, SIS 23 10 37, Steuerermäßigung für die Inanspruchnahme von Handwerkerleistungen gemäß § 35 a Abs. 3 EStG: 1. Die Inansp...
Anmerkung RiBFH Dr. Geserich

Die Revision des Klägers gegen das Urteil des Thüringer Finanzgerichts vom 22.10.2019 - 3 K 452/19 = SIS 19 20 98 wird als unbegründet zurückgewiesen.

Die Kosten des Revisionsverfahrens hat der Kläger zu tragen.

 

1

I. Der Kläger und Revisionskläger (Kläger) ist von Beruf Dachdeckermeister und an der XY-GmbH (GmbH) beteiligt. Er beauftragte diese im Streitjahr (2017) mit Abdichtungs- und Reparaturarbeiten an seinem Wohnhaus. Die ihm hierfür gestellte Rechnung vom xx.xx.2017 beglich der Kläger im Wege der Aufrechnung über sein Gesellschafterverrechnungskonto.

 

 

2

In seiner Einkommensteuererklärung für das Streitjahr machte er aus der o.g. Rechnung eine Steuerermäßigung für Handwerkerleistungen nach § 35a des Einkommensteuergesetzes (EStG) in der im Streitjahr geltenden Fassung geltend.

 

 

3

Der Beklagte und Revisionsbeklagte (Finanzamt - FA - ) gewährte die beantragte Steuerermäßigung nicht. Die nach erfolglosem Einspruchsverfahren erhobene Klage wies das Finanzgericht (FG) mit den in EFG 2020, 281 = SIS 19 20 98 veröffentlichten Gründen ab. Da in den Zahlungsvorgang kein Kreditinstitut eingebunden gewesen sei und es daher an einer bankmäßigen Dokumentation des Zahlungsvorgangs fehle, seien die formellen Voraussetzungen der Steuerermäßigung für Handwerkerleistungen nach § 35a Abs. 5 Satz 3 EStG nicht erfüllt.

 

 

4

Mit der Revision rügt der Kläger die Verletzung materiellen Rechts.

 

 

5

Er beantragt,

 

das Urteil des FG vom 22.10.2019 - 3 K 452/19 sowie die Einspruchsentscheidung vom 27.06.2019 aufzuheben und den Einkommensteuerbescheid für 2017 vom 28.02.2019 dahingehend zu ändern, dass die Einkommensteuer um 1.191 EUR auf 10.954 EUR herabgesetzt wird.

 

 

6

Das FA beantragt,

 

die Revision zurückzuweisen.

 

 

7

II. Die Entscheidung ergeht gemäß § 126a der Finanzgerichtsordnung (FGO). Der Senat hält einstimmig die Revision für unbegründet und eine mündliche Verhandlung nicht für erforderlich. Die Beteiligten sind davon unterrichtet worden und hatten Gelegenheit zur Stellungnahme.

 

 

8

Das FG ist zutreffend davon ausgegangen, dass die Voraussetzungen der Steuerermäßigung für Handwerkerleistungen nach § 35a Abs. 3 Satz 1 und Abs. 5 Satz 3 EStG nicht vorliegen.

 

 

9

1. Nach § 35a Abs. 3 Satz 1 EStG ermäßigt sich für die Inanspruchnahme von Handwerkerleistungen für Renovierungs-, Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen die tarifliche Einkommensteuer, vermindert um die sonstigen Steuerermäßigungen, auf Antrag um 20 % der Aufwendungen des Steuerpflichtigen, höchstens jedoch um 1.200 EUR. Die Inanspruchnahme der Steuerermäßigung für Handwerkerleistungen setzt u.a. nach § 35a Abs. 5 Satz 3 EStG voraus, dass der Steuerpflichtige für die Aufwendungen eine Rechnung erhalten hat und die Zahlung auf das Konto des Erbringers der Leistung erfolgt ist.

 

 

10

a) Die formelle Ermäßigungsvoraussetzung, dass die Zahlung (der Rechnung) auf das Konto des Erbringers der Leistung erfolgt ist, verlangt die Gutschrift des Rechnungsbetrags auf einem Konto des Leistenden bei einem Kreditinstitut. Denn ohne die Einbindung eines solchen und damit ohne bankmäßige Dokumentation des Zahlungsvorgangs (Beleg eines Kreditinstituts) ist dieses Tatbestandsmerkmal - nach einhelliger Rechtsauffassung (Senatsurteile vom 06.11.2014 - VI R 1/13, BFHE 247, 424, BStBl II 2015, 481 = SIS 15 00 55, Rz 15; vom 05.03.2009 - VI R 43/08, BFH/NV 2009, 1113 = SIS 09 18 99; vom 20.11.2008 - VI R 14/08, BFHE 223, 430, BStBl II 2009, 307 = SIS 09 05 69; vom 20.11.2008 - VI R 22/08, BFH/NV 2009, 736 = SIS 09 12 40; Senatsbeschluss vom 30.07.2013 - VI B 31/13 = SIS 13 28 00; Schreiben des Bundesministeriums der Finanzen vom 09.11.2016 - IV C 8 - S 2296 - b/07/10003:008, BStBl I 2016, 1213 = SIS 16 24 95, Rz 50; Schmidt/Krüger, EStG, 41. Aufl., § 35a Rz 27; Bode in Kirchhof/Söhn/Mellinghoff - KSM -, EStG, § 35a Rz F 24; Apitz in Herrmann/Heuer/Raupach - HHR -, § 35a EStG Rz 26; Durst in Korn, § 35a EStG Rz 47 f.; Fischer in Kirchhof/Seer, EStG, 21. Aufl., § 35a Rz 12; Brandis/Heuermann/Schießl, § 35a EStG Rz 57; KKB/ Schumann, § 35a EStG, 7. Aufl., Rz 152; Köhler in Bordewin/Brandt, § 35a EStG Rz 349) - nicht erfüllt.

 

 

11

b) Dies gilt auch nach der Neufassung der Vorschrift durch das Jahressteuergesetz (JStG) 2008. Bis dahin hatte der Steuerpflichtige im Veranlagungsverfahren die „Zahlung auf das Konto des Erbringers“ nach § 35a Abs. 2 Satz 5 EStG a.F. „durch Beleg des Kreditinstituts“ nachzuweisen und eine Rechnung vorzulegen.

 

 

12

aa) Der durch Art. 1 Nr. 15 Buchst. b, Doppelbuchst. bb JStG 2008 neu gefasste § 35a Abs. 2 Satz 5 EStG (jetzt § 35a Abs. 5 Satz 3 EStG) regelt als Voraussetzung für die Steuerermäßigung nach den Sätzen 1 und 2 der Vorschrift (nur noch), dass der Steuerpflichtige für die Aufwendungen eine Rechnung erhalten hat und die Zahlung auf das Konto des Erbringers der haushaltsnahen Dienstleistung, der Handwerkerleistung oder der Pflege- oder Betreuungsleistung erfolgt ist. Das Belegerfordernis im Veranlagungsverfahren ist hingegen weggefallen.

 

 

13

bb) Seither sind die Aufwendungen folglich nicht mehr im Rahmen der Einkommensteuererklärung durch Vorlage einer Rechnung und eines Belegs eines Kreditinstituts über die Zahlung auf das Konto des Erbringers der haushaltsnahen Dienstleistung, der Handwerkerleistung oder der Pflege- oder Betreuungsleistung nachzuweisen (Bode in KSM, EStG, § 35a Rz A 98; Durst in Korn, § 35a EStG Rz 48; HHR/Apitz, § 35a EStG Rz 26; Köhler in Bordewin/Brandt, § 35a EStG Rz 352).

 

 

14

cc) Ein Verzicht des Gesetzgebers auf die Einbindung eines Kreditinstituts und damit einer bankmäßigen Dokumentation des Zahlungsvorgangs geht mit der Neuregelung durch das JStG 2008 jedoch nicht einher. Der Gesetzgeber hat lediglich - aus Vereinfachungs- und verwaltungsökonomischen Gründen - auf die gesetzliche Festlegung einer zwingenden Belegvorlage im Veranlagungsverfahren verzichtet. Nunmehr reicht es aus, wenn der Steuerpflichtige die Nachweise auf Verlangen des FA vorlegen kann (Bode in KSM, EStG, § 35a Rz A 98; Durst in Korn, § 35a EStG Rz 48; HHR/Apitz, § 35a EStG Rz 26; KKB/Schumann, a.a.O., Rz 154; Köhler in Bordewin/Brandt, § 35a EStG Rz 352).

 

 

15

dd) Im Übrigen hat der Gesetzgeber die formellen Tatbestandsvoraussetzungen und damit auch das Erfordernis, dass „die Zahlung auf das Konto des Erbringers der haushaltsnahen Dienstleistung, der Handwerkerleistung oder der Pflege- oder Betreuungsleistung erfolgt ist“ im Rahmen der vorgenannten Neuregelung von § 35a EStG unverändert fortgeführt. Er hat folglich inhaltlich an das bisherige, von ihm angelegte und von der Rechtsprechung aufgenommene Begriffsverständnis, dass es sich bei dem Konto des Leistungserbringers um ein Konto bei einem Kreditinstitut handeln muss, angeknüpft. Führt der Gesetzgeber - auch in ständiger höchstrichterlicher Rechtsprechung - geprägte Rechtsbegriffe in einem Gesetz fort, ist davon auszugehen, dass er diese Begrifflichkeiten auch entsprechend dieser Prägung weiterhin verwendet wissen will. Denn anderenfalls bedarf es einer Änderung der gesetzlichen Grundlagen. Dahingehendes ist vorliegend - insbesondere auch aus der Gesetzbegründung betreffend die Neuregelung durch das JStG 2008 - indessen nicht ersichtlich.

 

 

16

2. Nach diesen Maßstäben ist die Vorentscheidung von Rechts wegen nicht zu beanstanden. Denn die genannten Voraussetzungen für die vom Kläger begehrte Steuerermäßigung nach § 35a EStG liegen nicht vor.

 

 

17

a) Zwar sind die geltend gemachten Aufwendungen für die erbrachten Abdichtungs- und Reparaturarbeiten am Wohnhaus des Klägers grundsätzlich nach § 35a Abs. 3 Satz 1 EStG begünstigt. Dies steht zwischen den Beteiligten nicht in Streit. Der Senat sieht deshalb insoweit von weiteren Ausführungen ab.

 

 

18

b) Der Kläger hat die Rechnung der GmbH vom xx.xx.2017 betreffend die von ihr erbrachten Handwerkerleistungen jedoch weder - wie von § 35a Abs. 5 Satz 3 EStG gefordert - unter Einbindung eines Kreditinstituts und bankmäßiger Dokumentation des Zahlungsvorgangs beglichen, noch ist der Rechnungsbetrag einem Konto der GmbH gutgeschrieben worden. Die fragliche Gutschrift erfolgte vielmehr im Wege der Aufrechnung durch Belastung des Gesellschafterverrechnungskonto des Klägers. Hierbei handelt es sich um ein eigenes Konto des Klägers bei der kontoführenden GmbH und nicht um ein Konto der GmbH als Leistungserbringer. Dieser Zahlungsweg genügt den gesetzlichen Voraussetzungen daher nicht (vgl. Schmidt/Krüger, a.a.O., § 35a Rz 27; Brandis/Heuermann/Schießl, § 35a EStG Rz 57).

 

 

19

3. Die Kostenentscheidung beruht auf § 135 Abs. 2 FGO.

 

Anmerkung RiBFH Dr. Geserich

Die Besprechungsentscheidung erschöpft sich in der Erkenntnis, dass § 35 a EStG durch das JStG 2008 betreffend die formellen Steuerermäßigungsvoraussetzungen keine grundlegende Änderung erfahren hat. Lediglich das Belegerfordernis im Veranlagungsverfahren ist weggefallen.

 

Dem beim BFH anhängigen Verfahren in Sachen VI R 24/20 dürfte hingegen mehr Bedeutung zukommen. In dem vom Steuerpflichtigen geführten Verfahren ist zu entscheiden, unter welchen Voraussetzungen und – unter Berücksichtigung des Zufluss-/Abflussprinzips – in welchem Veranlagungszeitraum ein Mieter einer Eigentumswohnung die Steuervergünstigung des § 35 a EStG in Anspruch nehmen kann. Die Vorinstanz (Niedersächsisches FG, Urteil v. 8.5.2019 - 4 K 120/18 = SIS 20 12 61) hat die Klage des Steuerpflichtigen abgewiesen, da dieser seine Aufwendungen nicht „ordnungsgemäß“ nachgewiesen habe. Die Finanzverwaltung gesteht dem Mieter einer Eigentumswohnung im BMF, Schreiben v. 9.11.2016 - IV C 8 - S 2296-b/07/10003 :008 = SIS 16 24 95, Rn. 49 Satz 3 i.V. mit Rn. 47 in Abweichung von § 35 a Abs. 5 Satz 3 EStG zu, dass er den Nachweis auch durch eine Jahresabrechnung des Vermieters erbringen kann, wenn dem Vermieter oder dem Verwalter eine Rechnung für die Leistung erteilt wurde und die Zahlung auf das Konto des Erbringers der Leistung erfolgt ist (vgl. Rn. 49, 47, 27 und 26 des BMF-Schreibens).

 

Eine solche steuerlich als Nachweis anzuerkennende Jahresabrechnung erfordert jedoch, dass die auf den einzelnen Wohnungseigentümer und Mieter entfallenden Aufwendungen für haushaltsnahe Beschäftigungsverhältnisse und Dienstleistungen sowie für Handwerkerleistungen gesondert aufgeführt sind. Der Mindestinhalt einer solchen Jahresabrechnung ergibt sich aus Rn. 26 und 27 des BMF-Schreibens. Aus der Jahresabrechnung muss sich eindeutig ergeben, dass die dort aufgeführten Beträge nach § 35 a EStG berücksichtigungsfähig sind, insbesondere, wie hoch der Anteil der steuerbegünstigten Arbeitskosten ist und ob diese unbar bezahlt wurden. Hierbei ist zu beachten, dass der in § 556 Abs. 1 Satz 2 BGB definierte Begriff der in der Jahresabrechnung auszuweisenden Betriebskosten nicht mit dem Begriff der Aufwendungen für haushaltsnahe Dienst- bzw. Handwerkerleistungen i.S. von § 35 a EStG identisch ist. So ist für die Annahme von Betriebskosten nicht zwingend, dass der Vermieter oder Verwalter für die Leistung eine Rechnung erhalten hat oder dass er die Tätigkeitsvergütung auf das Konto des Leistungserbringers überwiesen hat. Diesen Nachweisanforderungen genüge die von den Klägern eingereichte Wohnnebenkostenabrechnung nicht.